Olga Beschenkovskaja
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Tag für Tag

  es ist zu leicht, das land zu danken
es braucht herzen und gedanken
olga beschenkovskaja

 

Ein Jeder hat seine Heimat. Eine Heimat. Einzige Heimat. Eigene Heimat.
Verlassen bedeutet nicht: Vergessen...
Und wir alle haben ein Zuhause und zwar Stuttgart.
Stutengarten... Menschengarten...
Ich will, dass meine Stadt blüht.
Das hängt von mir ab: ich kann meine neue Gedichte hier einpflanzen.
Das mache ich gern,
obwohl ich in Deutschland fremd bin.
Das gehört zum literarischen Wesen, fremd zu sein...
Immer und überall...
Manchmal bin ich mir selbst auch fremd...
Und ich versuche, von mir selbst irgendwohin zu fliehen...
Aber doch nicht in die "Leitkultur"...
In die Leidkultur - so klingt es besser...
Die richtige Kultur leidet immer und überall,
und das ist ihr ganz besonderes und persönliches Glück.
Vielleicht...



Ein Brief an meine Freunde von einem literarischen Seminar

Liebe Le, lieber Sa, lieber Ev, damit grüße ich euch und zwar getrennt und zusammen.
Ich freue mich, euch bald wieder betrachten zu können, und die Katze macht sich wieder Hoffnung, „getschucht“ zu werden... Im Seminar wurde uns eine Aufgabe gegeben: Die erste Zeile „Und wieder der Frühling,“ die jeder von uns fortsetzen sollte und in 20 Minuten schon fertig sein musste. ... In 5 Minuten habe ich Folgendes ausgedacht.
und wieder der frühling
und wieder der sommer
und wieder der dichter
widerspricht der natur
und wir widerspiegeln
die sünden von unseren eltern
und wieder der tod des lebens
endloses wieder
auf wiedersehen
auf wiederhören
auf widersprechen
auf widestehen
auf wiederholen
uns so weiter
punkt komma koma punkt
wildberg
Die Teilnehmer besprachen dieses Absurdum sehr ernst und ein Mann, ein Freund von Peter, und genau so neidisch wie der, war wütend. Er schrie: „Die Fremden nehmen uns alles weg, und unsere Sprache auch...“
Alle schwiegen ( entweder waren sie mit ihm einverstanden oder sie haben gewartet, was noch dazu kommt – das weiß ich zum Glück nicht), aber ich habe ab sofort verstanden: Ich bin wieder zu Hause... In Russland gibt’s genug so unbegabte Menschen, die immer auf der Suche nach der Ursache sind: Warum – Pech? Sie finden einen Sündenbock mit einer anderen Nationalität und beruhigen sich...
Arme Leute... Gott hat ihnen so wenig gegeben – und ich habe hier einige Jahre gelebt und diese Tropfen so gnadenlos gestohlen... Und sie nennen sich: Schriftsteller...

Wildberg? Nie wieder...

Umarme euch. Bis bald.
O.B.
(Aber noch nicht Oberbürgermeisterin – nur Olga Beschenkovskaja...)


  VORWORT
VOR ORT...

aus dem Buch "Rot trifft Grün"

Wenn Sie sagen, dass Sie mit Ihrer Familie in Stuttgart-Rot eine Wohnung mieten, können Sie sofort merken, wie das Gesicht Ihres Gesprächspartners sich ändert und anfängt, Mitleid und ein bisschen Verachtung auszustrahlen...
Na ja... Alles ist ihm schon klar: Sie sind arm, Sie sind fremd hier in Deutschland, was für solche Leute (für manche Leute - so kann man leider sagen), bedeutet, dass Sie sehr wahrscheinlich kein anständiger Mensch sind, sondern ein unbekannter Wanderer aus der verrückten Welt und es wäre besser, sich von Ihnen zu distanzieren...
Also, dieser Stadtteil hat in unserer ziemlich konservativen Stadt (das muss man endlich ehrlich und öffentlich sagen) keinen sehr guten Ruf...
Dazu gibt es tatsächlich viele Gründe, deren Wurzeln in der Tiefe der Geschichte seit langem liegen...
Wir zeigen sie in diesem Buch nur ein bisschen, nur um unsere aufrichtigen Gefühle zum Sprechen zu bringen und unseren auf jeden Schritt und Tritt verletzten Stolz verständig zu machen.
( Wer dafür ein besonderes Interesse gewinnt, der kann ein anderes Buch leihen und aufmerksam lesen. Es heißt "Menschen in Rot" und ist an sich der erste Versuch, die Geschichte dieses Stuttgarter Stadtteiles in Lebensbildern wörtlich zu zeichnen und zu betrachten, und aus der Vergangenheit die nähere Zukunft zu entwickeln.)
Unsere Aufgabe scheint mir mehr bescheiden und gleichzeitig sehr prächtig zu sein und zwar: Stuttgart-Rot als Kinderland, Stuttgart-Rot als Künstlerland, Stuttgart-Rot als Wunderland...

Glauben Sie nicht? Haben Sie Zweifel?
Wir machen uns Hoffnung, dass die letzten Pessimisten ihre festen Positionen aufgeben, wenn sie das Buch "Rot trifft Grün" mit öffenem Herzen in die Hände nehmen...
Die echten Autoren dieses Buches sind Kinder. Jemand von ihnen wurde in Stuttgart-Rot geboren, jemand - aufgewachsen. Diese Kinder besuchen die Uhlandschule. Sie lernen von hier, von Stuttgart-Rot, die ganze Welt kennen. Hier ist ihr Zuhause, obwohl ihre Eltern sich oft an ein anderes Land erinnern und beim Abendbrot manchmal davon erzählen...
Armut ist keine Sünde und Eigentum - nicht immer ein Zeichen des tugendhaften Lebens. (Es kann sogar ganz umgekehrt sein... Wer die Kirche nicht nur aus Gewohnheit und Frömmelei besucht, sondern das ewige Buch - die Bibel - durch seine Seele fließen ließt, der weiß das genau...)

Die Kinder sind fantastisch begabt. Sie dichten, malen, fotografieren, spielen Klavier, machen Theater - nicht nur wärend den Unterrichtstunden, - sondern auch auf der richtigen Bühne, sie nähern sich der Kunst gern und schnell. Wir, die Erwachsenen, dürfen diesen geistigen Durst nicht verpassen und müssen ihn mit Geduld und Feingefühl unterstützen.
Deshalb auch - ein gemeinsames Buch über Stuttgart-Rot.
Gott hat uns, den faulenzenden Menschen, viele Gaben gegeben. Doch haben viele von uns dieses wundervolles Angebot so gedankenlos, so blöd abgelehnt und nur eine Gabel hastig genommen, um fleißig zu essen... Diese Kinder wachsen auf in Stuttgart-Rot wie ein grünes, ein frisches Gras... (Verstehen Sie bitte den Titel des Buches nicht politisch...) Ihr Leben verläuft nicht so einfach wie bei ihren Zeitgenossen aus den reichen Familien, sie haben von ihren Vorfahren nichts geerbt außer Kultur, Mut und Hoffnung...
Und das finde ich nicht zu wenig.

Übrigens haben einige von ihren Eltern in ihrem "vorigen Leben" die besten Universitäten absolviert und in Deutschland müssten sie Alles bei "rundem Null" wieder anfangen... Sie backen Brot, bauen Häuser, gründen selbständige Geschäfte.
Die Kinder helfen dabei nach der Schule.
Sie verteidigen sich schon selbst.
Ein Knabe, z. B., schrieb in seinem Gedicht:
"Ich wohne in Stuttgart-Rot.
Ich bin doch kein Idiot!"...
Ein Witz oder eine bittere Bitte um irgendwelchen Respekt?..

Kinderfreiheit - Dichterfreiheit - Narrenfreiheit...
Die Kinder und die Gedichte von Kindern sind lustig, ernst und nicht selten etwas traurig.
So ist das Leben.
In Stuttgart-Rot zeigen sich die Kontraste des Lebens ziemlich scharf.
Schauen wir aber durch die Zeit und bewundern wir uns:
Wie schön ist eigentlich Stuttgart-Rot !
Wie grün!
Wie reich!
Wer hat das geschafft?
Wissen sie nicht?
Ich kann dese Frage schon heute überzeugend beantworten:
Diese Kinder, deren Gedichte und Fotos im Buch "Rot trifft Grün" stehen, liegen und fliegen...
Also, liebe Leser, wir wünschen Ihnen eine angenehme Reise ins Kinderland, Künstlerland, Wunderland!
Haben Sie Vertrauen und lassen Sie sich verzaubern...

Olga Beshenkovskaja